Erster Tag in China

Mittwoch, 23.3. – Tag 1
Nichtdestotrotz war ich am nächsten Morgen 6.00 Uhr fit. Fit genug um jetzt loslegen zu wollen, und wunderte mich, warum mein Shifu mich denn nun nicht geholt hatte. Die anderen waren schon am Laufen. Er erklärte mir, dass es gut ist, es anfangs doch etwas langsamer angehen zu lassen.

Ich lief dann trotzdem meine Bahnen mit, machte noch die ersten Übungen mit, dann schickte mich der Shifu wieder aufs Zimmer. Dann gab es Frühstück. Der Vater des Shifus schlug mir einen Sitzplatz bei den Trainern vor. Herrje, kann ich mich nicht einfach zu den anderen Studenten setzen? Ich probierte diese Reissupe. Das ist einfach nur in Wasser aufgegquollener Reis. Ich setzte ihn an meine Lippen und mir kams sofort hoch. Ne, das geht gar nicht. Dann aß ich halt ein sog. Dampfbröchten. Die schmecken schlichtweg nach nichts. Davon kriegte ich zumindest ein halbes runter. Dazu gabs komisches Gemüse in komischer Soße, schmeckte irgendwie nicht gut.

Mit schuleigenen Trainingsklamotten gings dann ins Vormittagstraining, insgesamt 3 Stunden mit 20 Minuten Pause zwischendurch. Am Anfang heißt es immer antreten, begrüßen und durchzählen. Dann läuft man halt viele Runden um den Platz, 15 bis 30 Minuten. Die meisten hatten ein unglaublich langsames Lauftempo drauf. So langsam konnte ich einfach nicht laufen (Über dieses Lauftempo werde ich ab morgen sehr froh
sein). Dann gings runter in die Trainingshalle. Die ist mit Matten ausgelegt, ganz nett. Nach unendlich vielen Runden Fußtechniken haben wir allerlei Akrobatik-Tricks geübt, so jeder frei für sich. Dabei war ich gar nicht mal so schlecht, da ich den Aufschwung vom Kopfstand in den Stand (also wie son Handstand-Überschlag, nur vom Kopfstand aus) schon ein bisschen konnte. Ich hatte eigentlich ganz gut durchgehalten, 20 Liegestütze waren easy. Ging eigentlich alles – aber im Gegensatz zu den anderen war ich ja noch frei von Schmerzen…
Da habe ich dann auch festgestellt, dass neben mir noch sage und schreibe 4 weitere Frauen dabei sind. 3 davon in meiner Trainingsgruppe und 3 sprechen deutsch. Die internationalen Studenten sind in zwei Trainingsgruppen aufgeteilt mit jeweils ca. 12 Leuten. Dann gibt es noch chinesische-Kinder-Gruppen.

Dann gab’s Mittag. Reis und irgendwas gemüseartiges. Irgendwie hatte ich die Uhrzeit vergeigt, und kam 10 Minuten zu spät, worauf mein Shifu gleich erklärte, ich solle pünktlich sein. Ich setzte mich dann zu den Studenten und konnte mich endlich auch mal ein paar Minuten unterhalten.
Danach sind wir nochmal mit dem Xue-Shifu in die kleine Stadt gefahren zum Geldautomaten und habe mit Hilfe meiner VISA Card Geld abholen können. Die EC-Karte wurde partout nicht akzeptiert.

Dann durfte ich gleich noch schnell was einkaufen und besorgte mir eine fehlende Toilettenbürste, fehlendes Klopapier, Reinungsmittel, um das Ekelgefühl, was mich beim betreten des „Bads“ überkam, zu mindern und Lebensmittel.

Ich konnte dann das Schulgeld zahlen und die restlichen Formalitäten erledigen. 3! Passbilder wollte man von mir haben. Ich hatte zum Glück tatsächlich 3 mit, allerdings 2 von diesen biometrischen nicht-lächel-bildern. Das kommt dann wohl auch noch vergrößert dort an die Wand, wo die alle internationen Studenten, die da waren aushängen. Na die lächeln da auch alle nicht. Wahrscheinlich hat man hier auch nichts mehr zu lachen…

Am Nachmittag war dann wieder Training. Wieder diverse Tritte und auch den sog. Butterfly-Kick probiert, den mir einer der Studenten gleich mal erklären sollte. In der zweiten Hälfte (nachmittags insgesamt 3 Stunden, mit 20 minuten pause zwischendrin) sollten wir denn den Berg hochlaufen. Ich tat was ich konnte, aber es war mir nicht konditionstechnisch nicht möglich, permanent zu laufen. Aber die Aussicht war einfach nur wunderschön. Die Berge (Yuntai Mountains) sind ja ringsum, wirklich ein toller Anblick.

Der Shifu erwartete uns unten. Der Shifu ist mir unverständlich. Er ist 21 Jahre jung, gibt ein strenges durchaus gutes Training, hat dann aber irgendwelche Anwandlungen und übertreibts auf einmal. Oder er wirft dann plötzlich mit irgendwelchen Steinen nach den Hunden, die hier überall herumstreunen. Wir gingen durch das Dorf, und schauten in die Läden rein und die Gruppe hatte irgendwie ständig Spaß mit ihm. Dann hieß es plötzlich anhalten, Stretchen, und dann bekam ich die ersten Schritte einer Form vermittelt.

Am Abend das Training ist freies Training, da übt man dann nochmal seine Formen. Ich unterhielt mich dann mit Ling Laoshe (Lehrerin Ling), die auf mich zukam und mir alle möglichen Fragen stellte. Die Chinesen sind da irgendwie anders, die fragen alle möglichen komischen Fragen, und sind ziemlich direkt.