Schule – da läuft doch was grundsätzlich falsch?

By Flominator (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) via Wikimedia CommonsMein erster Blog zum Thema Schule spricht Themen an, welche sich eher in die Kategorie „die Créme de la Créme der Schuldbildung“ einordnen lassen. Unser Bildungssystem krankt derzeit jedoch auf ganz anderem Niveau, wie ich auch aus Berichten einiger Mütter erfuhr: Es gibt zur genüge Schulen, die gehen ganztags bis 17 Uhr und dann erhalten die Kinder auch noch Hausaufgaben. Ich wollte das nicht glauben. WAS? Das Kind sitzt den ganzen Tag in der Schule und soll dann abends auch noch Hausaufgaben machen??? Wie soll denn das bitte gehen? Einen weiten Schulweg angenommen, kommt man nach Hause, isst Abendbrot, macht Hausaufgaben und geht ins Bett. Und wann hat das Kind Freizeit? Wann ist Erholung? Pause? Spaß? Wann macht man was eigenes? Nö, wozu braucht es das denn? So kann dat Gör ja wenigstens nicht auf dumme Ideen kommen, so muss dat! Zum Spaß haben sind die Ferien da.

Ich erinnere mich, dass ich auch mal ein Jahr lang mein Lieblingsfach Philosophie immer erst um 15 Uhr hatte und bis 16 Uhr Unterricht erschien wahnsinnig lange. Und trotz des für mich spannenden Stoffes konnte ich um die Uhrzeit kaum mehr die Augen offen halten, nach so vielen Stunden. Ja nun wundert mich dann auch gar nicht mehr, wieso gefühlte 50% der Kinder Ritalin brauchen. Wie soll man das anders überstehen? Dann ist auch klar, dass die meisten Kinder schlichtweg total überfordert sind mit dem Schulstoff. Für mich gibt es nur eine, nein zwei logische Konsequenzen:

  1. Der Schulstoff gehört grundlegend entrümpelt. Es muss gründlichst hinterfragt werden, was wirklich vermittelt werden muss. Es gibt halt immer mehr Wissen auf dieser Welt – aber man kann nun mal nicht immer mehr Wissen in die Kinder reintrichtern – man muss also auf diverses Lehrmaterial verzichten oder vieles eben nur viel oberflächlicher behandeln. Dann gibt’s halt nur noch ein Werk von Goethe im Deutschunterricht. In allen Fächern kann man einiges weglassen.
    Unser Geschichte-Lehrplan war eine Katastrpohe  – warum wurde bei uns die NS-Zeit vier mal durchgenommen? Dafür haben wir alles, was weltpolitisch danach war, nie durchgenommen.
  2. Der Lehrstoff muss deutlich besser vermittelt werden. Ich habe französisch in 7 Jahren Schule nicht ordentlich gelernt. Mit der richtigen Motivation und Technik kann man auf das gleiche Niveau in 7 Monaten kommen!

Der Unterricht gehört anschaulicher, plastischer, durch die Kinder und Jugendlichen selbstbestimmter vermittelt. Die Kinder müssen deutlich weniger Wissen eingetrichtert bekommen und statt dessen viel mehr die Fähigkeit erwerben, selbständig denken zu lernen. Z.B. zu lernen, die richtigen Fragen zu stellen, zu lernen sich fehlendes Wissen selbständig anzueignen wenn es gebraucht wird, und zu wissen wo das Wissen steht – und das man alles Wissen – ja sogar Wikipedia – kritisch hinterfragen muss. Dass man selbst zu einer Meinung gelangen muss. Deshalb ist ja auch ein Fach Rhetorik so wichtig, um zu lernen miteinander Debatten zu führen. Die Schüler könnten sich oberflächlich scheinbar überzeugend wirkende NPD-Argumente vornehmen und an diesen lernen, Aussagen zu hinterfragen, lernen diese zu überprüfen, lernen Umkehrschlüsse zu ziehen, Euphemismen erkennen. Schüler sollten lernen, wie heftigst unterschiedlich man Statistiken interpretieren kann, und das auch eine wissenschaftliche Abhandlung kein Garant für die Wahrheit ist – uvm. Sowas gehört in den Unterrichtsplan. Nicht das Auswendiglernen von Geschichtszahlen, die man in sich reinfrisst und wieder auskotzt, für die gute Note, und dann wieder vergisst. Also ich weiß fast keine mehr… Gerade Geschichte – ich hätte mir viel mehr ein Gefühl für die unterschiedlichen Epochen gewünscht – ich hätte gerne eine Vorstellung entwickelt, wie es war, im 17ten oder 18ten Jahrhundert zu leben, und damit wirklich zu verstehen, was wann aus welchen Gründen passierte. Hab ich nicht. Ich kenne nur abstrakte Geschichtszahlen, Detailwissen über einzelne Ereignisse ohne Zusammenhang und ich habe Geschichtstexte analysiert, ohne sie wirklich zu verstehen.

Ich träume von einem Schulsystem, dass auf Kursstufen basiert, nicht auf Klassenverbänden. Wo jeder Schüler bezüglich seiner individuellen Fähigkeiten und Neigungen einsortiert wird, in kleinen Gruppen. Doch dazu mehr in einem späteren Blog.

Meine Quintessenz: Lehrplan und Lehrmethodik gehören gründlichst überarbeitet. Kann man dazu eine Petition starten?…

Bild von: Wikimedia, By Flominator (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html), CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/) or CC-BY-SA-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons