Tag 13 in China – Dong bu dong?

Montag, 4.4. – Tag 13
Heute war ich gut fit. Berg hochlaufen ging ganz gut, ich konnte wenigstens ¾ des Weges laufen und war von den Frauen die erste. Danach liefen wir spaßeshalber wieder in Formation zum Shifu zurück. Es folgte ein „so schnell rennen wie es geht“ – Spiel in 2 Gruppen. Die Verlierer-Gruppe durfte dann Liegestütze machen und den Weg nochmal in der Frosch-Hüpf Version zurücklegen. Da die Gruppe wohl ungerecht aufgeteilt war, gabs einen Personenwechsel, ich habe mit einer anderen Frau die Gruppe getauscht. Dies hatte zur Folge, dass meine neue Gruppe nun gewann und ich wieder nichts machen musste. Glück gehabt. Nicht destotrotz gings dann damit weiter, auf einen Bein hüpfend die Strecke zurückzulegen und danach sollten sowieso nochmal alle die Frosch-Hüpf-Variante machen, und zwar 2 mal. Das ging fast gar nicht. Und danach noch im Liegen die Beine auf halber Höhe gerade ausgetreckt halten, und hin und herbewegen und eine Minute halten, das Ganze nochmal, irgendwie eine Ewigkeit, tat höllisch weh, war nicht zu schaffen. Dann gab’s wieder einen Anraunzer, dass wir ja auch schlafen gehen können, weil wir nicht ordentlich durchgehalten haben. Ich kapier das nicht. Irgendwann geht’s einfach nicht mehr. Es gibt doch einen Punkt, an dem der Muskel wirklich nicht mehr kann. Aber sowas gibt’s für unseren Shifu wohl nicht.

Zum Frühstück fragte mich der Shifu, „Are you tired?“ „No! I’m ok!“  antwortete ich. Mach ich denn so nen fertigen Eindruck?. Ich überlegte, ob ich ihn fragen sollte, wie er sich das vorstellt, wie man weitermachen soll, wenn es wirklich nicht mehr geht. Aber ich ließ das mal lieber bleiben. Nach dem Frühstück war ich aber wieder topfit, während andere noch über Schmerzen klagten. Naja, ich hatte ja auch etwas weniger abbekommen.

Leider ist Montag, und Montag besteht das Vormittagstraining darin, Basketball zu spielen. Ich möchte aber lieber die nächsten Schritte der Form lernen, andere haben auch schon mehrmals nachgefragt. Diesmal sagte ich dem Shifu gleich zu Anfang, „I don’t want to play Basketball. I will practise running and forms” Das war tatsächlich ok. Mir folgten alle anderen Frauen. Ich rannte  freiwillig eine Runde und übte meine Form und andere Techniken, gemächlicher natürlich. Da ich die Form aber nun echt genug konnte, übte ich in Ermangelung neuer Bewegungen meine alten Karate-Formen. Viel ist nicht hängen geblieben, die Heian Sandan bis Heian Godan werfe ich irgendwie alle in einen Topf. Die Choy Le Fut 5 Räder Form, die ich in München gelernt habe, ist irgendwie nahezu gänzlich meinem Gedächtnis entschwunden, irgendwie schade.

Ich fragte schließlich auch den Shifu, wann wir die nächsten Schritte lernen können, damit wirklich jeder aus unserer Gruppe mal gefragt hat. Er meinte dann, am Nachmittag. Ich erklärte, ihm dass ich da doch Chinesisch habe. Das hat er wohl vergessen. Ich sagte ihm dann, dass ich ja 20 Minuten Pause zwischen den Stunden habe, und er es uns dann erklären könne. Ich glaube, er hat‘s kapiert (Leider hat es trotzdem nicht geklappt).

Danach war wieder Buddha-Class. So wie einige andere auch, schenkte ich mir das Niederknien und verbeugte mich nur so. Es wäre für mich irgendwie nicht aufrichtig, mich da niederzuknien. Andere schenken sich die Buddha-Class völlig. Draußen fragte Shifu dann alle, die sich nicht niedergekniet haben, wieso sie es nicht getan haben. Ich wusste spontan keine Antwort. Ich sagte, „it’s strange“, er hats nicht weiter hinterfragt. Mit seinem bisschen Englisch, was er kann, kann ich ihm kaum erklären, dass es sich für mich einfach nicht richtig anfühlt, es zu tun. Es passt einfach nicht. Ein Buddha muss meiner Meinung nach nicht ergeben niederkniend angebetet werden. Prinzipiell sagt mit der Buddhismus durchaus zu. Viele Konzepte und Lehren daraus gefallen mir. Nur mit dem „Leben ist Leiden“ gehe ich nicht mit.

Heute urplötzlich kam A., meine neue Zimmernachbarin an. Sie macht einen netten und gescheiten Eindruck. Sie ist nur mit Tasche und Rucksack da, kam mit einem Zug von Shanghai. Dort studiert sie Asienwissenschaften in einem Auslandsjahr. Sie war schon öfter an dieser Schule und ist nur für 2 Wochen da.

Da morgen wieder Jao Zuo Tag ist, dürfen wir heute in der Abendstunde wieder auf den Zimmern verbringen: „Go room! Watch TV. Rest for tomorrow“. Der Fernseher ging ein einziges mal, als A. ihn angemacht hatte. Da der Shifu Fernsehen verordnet hatte, wollte ich ihn auch anmachen, habs aber nicht hinbekommen. Hä? A. hat dann auch nicht mehr hinbekommen. Dann ist er jetzt wohl kaputt. Also habe ich in aller Ruhe meine Blogs aktualisiert.
Diesen Donnerstag und Freitag fahren wir in irgendeine andere Stadt, für 300 Yuan. Ich wollte erst gar nicht mit, denn eigentlich wollte ich mir nur die Yuntai Mountains anschauen. Aber da der Shifu mich verwundert anschaute, hab ich dann doch ja gesagt. Es kommen eh alle mit. Der Shifu meinte, man sollte die Zeit nutzen, wenn man schon mal in China, um dann auch einiges zu sehen zu bekommen. Und dann könnten wir erholter trainieren. Ja was denn nun? Nun doch nicht viel hart trainieren sondern möglichst viel Sightseeing? Versteh einer den Shifu.

Der Chinesisch-Unterricht war wie immer so mäßig. Da sich noch ein Headmaster mit reingesetzt hat, hat sie ihr ständiges Gefrage „Dong bu dong“ (hast du es verstanden?) an alle einzeln immer wieder aufs neue mit einer Intensität und Dringlichkeit gerichtet („Doong bu Dooooooong?“), dass es ziemlich lustig war. Ist nun der Running Gag hier – Dong bu doooong???

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